Update 6. März 2020: Unfassbare 12 Jahre nachdem ich „Sturm“ geschrieben habe, soll die Trilogie nun endlich ihren Abschluss erhalten. Da nach wie vor gewichtige Gründe dagegen sprechen, den Roman selbst zu schreiben, habe ich einen Monat harte Arbeit investiert, um dem zukünftigen Autor seine Aufgabe möglichst leicht zu machen.
Mich nach so langer Zeit wieder in die Welt der Hjaldinger hineinzufinden, mich an alle Zusammenhänge zu erinnern und erneut in die unterschiedlichen Charaktere der Figuren einzutauchen, war ein schönes Wiedersehen und hielt sogar einige Überraschungen bereit. Natürlich bleibt es nicht aus, dass man sich als Autor weiterentwickelt, und so stieß ich beim Durcharbeiten von Band 1 auf ein paar Stellen, die ich heute stilistisch nicht mehr so gelungen finde und anders formulieren würde, aber im Großen und Ganzen bin ich immer noch sehr zufrieden – und das war für sich schon mal eine positive Erfahrung.
Gerade zu den Figuren hatte ich kaum noch Notizen oder anderes Material, sodass ich sie mir durch das Lesen der Romane selbst erst wieder erschließen und mich an ihre individuellen Geschichten, ihre Vorlieben, Ängste, Stärken und Marotten erinnern musste. Daraus ist eine ca. 120 Seiten starke Sammlung von Figurendossiers entstanden, in der jede Figur, ihr Hintergrund und ihre Verbindungen zu den anderen Figuren ausführlich dargestellt werden. Und natürlich ein Ausblick, wohin sie sich im dritten Band entwickeln sollen, welche Rolle sie spielen werden und mit wem sie sich dabei verbünden oder zerstreiten werden.
Bei dieser Aufgabe half mir auch das „uralte“ Exposé von 2007, in dem ich den dritten Band auf ca. drei Seiten schon umrissen hatte. Darin waren allerdings noch sehr viele Fragen offen, die sich erst im Verlauf der ersten beiden Bände ergeben hatten. Und manches war auch einfach noch sehr vage gehalten, weil ich damals dachte, dass ich ja bald daran weiterarbeiten würde. So war meine zweite große Aufgabe, dieses Exposé nun so zu erweitern, dass alle drei wichtigen Handlungsstränge (Jurgas Überfahrt, Pythatheriopes Spionage bei den Charybalis und das Schicksal von Xelias) abgeschlossen werden, überraschende Wendungen vorkommen und offene Fragen beantwortet werden. Und nicht zuletzt musste ich überprüfen, dass das Ganze in Einklang mit meinen gesammelten Fakten zu Myranor und der Kultur der Hjaldinger steht. Heraus kam ein Exposé von 11 Seiten, das alle Zutaten für einen spannenden Roman enthält 🙂 Damit ist meine Arbeit vorerst wieder abgeschlossen, und ich bin schon gespannt, wie es weitergeht.
Wenn ich von der Arbeit an der Hjaldinger-Saga erzähle, muss ich aufpassen, dass ich nicht zu ausufernd werde, denn sie war eines meiner Lieblingsprojekte. Die Idee, aus Jurgas großer Überfahrt einen Roman zu machen, geisterte mir mehrere Jahre im Kopf herum, aber immer wieder wurde ich von FanPro auf später vertröstet, weil die Umstände noch nicht reif waren. Im Sommer 2005 war es dann endlich so weit: Die Planung durfte konkret werden. Und sehr schnell zeichnete sich ab, dass diese Geschichte zu groß ist, um sie in einen einzigen 350-Seiten-Roman zu pferchen. Ich durfte die Hjaldinger-Saga als Trilogie konzipieren.
Den ganzen Herbst hindurch war ich damit beschäftigt, eine Hjaldinger-Kultur zu entwerfen, die sie als eigenständiges Volk zeigt und zugleich Kontinuität zu ihren aventurischen Nachfahren, den Thorwalern, erkennen lässt. Neben der umfangreichen Recherche über die Wikinger und vor allem ihre germanischen Vorfahren musste natürlich auch der myranische Hintergrund einfließen. Die Hjaldinger sollten keine Aventurier oder gar „Erdlinge“ auf dem Kontinent Myranor werden, sondern aus denselben historischen Wurzeln entstammen wie die benachbarten Völker. Damit dies alles mit den Vorstellungen der DSA-Redaktion konform blieb, war es immer wieder nötig, Details mit Thomas Römer zu besprechen, der ohnehin gerade mit der Überarbeitung der Myranor-Spielhilfe beschäftigt war.
Auf dieser Basis entstand dann auch das Exposé, das alle drei Bände umfasste, damit der Verlauf der Handlungsstränge von Anfang an in sich schlüssig war. Das war mir auch deshalb wichtig, weil ich es als Leser nicht leiden kann, wenn man einer Geschichte anmerkt, dass sich der Autor zunächst nur den ersten Band überlegt hat, ohne vorauszuplanen. Während des eigentlichen Schreibens ändert sich dann sowieso noch genug, weil die Charaktere anfangen, ihr Eigenleben zu entfalten 😉
Genau so war es dann auch. Jurga entwickelte die eigenwillige Persönlichkeit, die mir bereits vorgeschwebt hatte, und auch die anderen Hjaldinger sind in ihrem Jähzorn und ihrer Sturheit schwer zu bändigen, sodass einige Episoden entstanden, die im Exposé nicht vorgesehen waren. So hat mir das Schreiben die größte Freude bereitet, und wie immer hoffe ich, dass dieser Funke auf den Leser überspringt.
Zu meinem Bedauern konnte ich den dritten Band bis heute nicht schreiben, weil sich zeigte, dass die Zielgruppe für DSA-Romane zu klein ist, um einer Vollzeit-Autorin wie mir ausreichend hohe Honorare einzubringen. Auch Schriftsteller müssen von ihren Einnahmen leben können, und so wird diese Trilogie wohl leider unvollendet bleiben.
Liebe Daniela,
ich hatte eben schon mal versucht, dir einen Kommentar zu schreiben, aber irgendwie hat es über das Handy nicht ganz geklappt.
Vor wenigen Minuten habe ich den zweiten Teil der Hjaldinger Saga beendet und möchte mich einmal für die beiden Bücher bedanken, die mir sehr viel Freude bereitet haben. Ich habe mitgelacht und auch mit geweint.
Bedauerlicherweise muss ich hier lesen, dass es keinen dritten Teil mehr geben wird. Nach all den Jahren sicherlich sowieso verjährt. Jedoch wollte ich dir sagen, dass ich es wirklich sehr schade finde. Auch wenn ich Verständnis dafür habe.
Vermutlich ist es ein wenig blauäugig und naiv, aber wäre für dich ein Crowdfunding o.Ä. denkbar, um den dritten Band doch noch zu Papier zu bringen =) ?
Alle Liebe und gute für die Zukunft,
Jenny
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Liebe Jenny,
vielen Dank für Dein Lob und die guten Wünsche! 🙂
Nach wie vor finde ich es schade, dass die Trilogie unvollständig bleiben wird. Etliche Jahre lang habe ich versucht, neben dem Schreiben anderer Romane eine Lösung für dieses Problem zu finden. Auch crowdfunding wurde mir dabei schon vorgeschlagen, aber das ist leider ohne Unterstützung des Verlags und der Rechteinhaber an der Marke DSA nicht möglich. Ohne deren Zustimmung darf ich ja nicht die Logos, Namen, etc. verwenden, die mit der Marke „DSA“ verbunden sind, und ohne dieses Material würde ich die meisten DSA-Fans überhaupt nicht erreichen. Von Verlagsseite wurde crowdfunding damals jedoch abgelehnt, weshalb ich die Idee wieder aufgegeben habe. Buchprojekte sind im crowdfunding aber wohl generell schwierig. Mir sind jedenfalls keine erfolgreichen Crowdfunding-Aktionen deutscher Kollegen bekannt. Wenn ich selbst die Rechte an der DSA-Welt, etc. hätte, könnte ich es natürlich als self-publisher einfach mal versuchen. Da das aber leider nicht der Fall ist, habe ich mich mittlerweile damit abgefunden, dass es den dritten Band nicht geben wird.
Ich wünsche Dir ebenfalls alles Gute und noch viel Freude mit DSA!
Liebe Grüße
Daniela
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Pingback: Daniela Knor und der 3. Teil der Hjaldinger-Saga – Nuntiovolo.de
Liebe Daniela,
Ich muss erst einmal sagen, dass Du in meinen Augen mit der Uebergabe an einen anderen Autor wirklich menschliche Groesse beweist. Es ist nie einfach, sich von seinem literarischen baby zu trennen, und fuer alle Fans waere es fraglos am besten, koenntest Du den Roman selbst vollenden, aber da dies nun einmal nicht sein soll, ist eine Vollendung durch einen von Dir abgesegneten Dritten besser als das Schicksal der Answin- und Galottareihen. Ich freue mich darum ungemein, Deine wundervoll-phantastischen Konzepte und Charaktere bald im dritten Teil der Hjaldingersaga wiederfinden zu koennen.
Alles Gute!
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Vielen Dank für die lieben Worte! Ja, es fällt schwer – vor allem, nachdem ich mich jetzt wieder so intensiv mit der Geschichte befasst habe. Aber es gibt ja gute Gründe für die Entscheidung, und mir ist es wichtiger, dass die Reihe endlich ihren wohlverdienten Abschluss bekommt. Über die Jahre haben so viele Fans danach gefragt, dass ich mich wirklich freue, endlich eine Lösung gefunden zu haben. Nun hoffe ich nur noch, dass die Zusammenarbeit mit dem neuen Autor gut klappt und ein toller Roman dabei herauskommt 🙂 Ich bin ebenso gespannt wie Ihr und stehe schon in den Startlöchern …
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Liebe Daniela,
ich habe mit großer Freude viele deiner DSA Romane gelesen. Finde du bist eine großartige Autorin und auch dein Engagement (für Umwelt und Klima) in dieser Welt motiviert mich. Gerade die Romane im Norden Aventurienes wie Roter Fluss waren so schön. Noch heute, obgleich ich „Blaues Licht“ vor Jahren lass, denke ich noch darüber nach was aus Marissja geworden ist. Das sie nicht im Epilog vorkommt beflügelt die Fantasie. Auf den Abschluss der Hjaldinger-Saga bin ich gespannt.
Die von dir aufgezeigte Probleme beim Schreiben von DSA Romanen, stimmen einem traurig, und scheinen nicht nur auf die Hjaldinger-Saga zuzutreffen. Würde dies bedeuten, dass du auch anderweitig keine DSA Schreibprojekte mehr angehen würdest? Anscheinend macht Ulyssis ja wirklich mehr und mehr mit Crowedfunding.
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Lieber Jan,
vielen Dank für so viel Lob! Ich freue mich sehr darüber :-))) Und fast noch mehr freue ich mich, dass Du ein Mitstreiter für den Umwelt- und Klimaschutz bist 🙂
Du fragst, ob ich mir vorstellen könnte, noch einmal einen DSA-Roman zu schreiben? Also ich gehöre zu den Leuten, die niemals nie sagen, denn oft kommt es im Leben anders als gedacht 😉 Aber es müsste schon ein Projekt sein, das mich total begeistert. Das mir so sehr am Herzen liegt, dass ich dafür andere Buchideen in eigenen Welten zurückstellen würde. Und natürlich müsste ich es mir auch leisten können, was noch mal ein sehr großes Hindernis ist. Daher sieht es aktuell nicht danach aus.
Herzliche Grüße und viel Freude mit dem finalen Hjaldinger-Band!
Daniela
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