Daniela Knor

Schriftstellerin

Nautilus-Artikel zu „Outcast“ und der Figur „Ace“

Über Science Fiction und Ace, meine Lieblingsfigur aus dem Roman „Justifiers 6 – Outcast“:

Seit 1865 in einem Roman die erste Rakete zum Mond flog, steht die Science Fiction für den Aufbruch des Menschen in die unentdeckten Weiten des Weltalls. Auch mich hat schon als Kind die Vorstellung fasziniert, dass es „irgendwo da draußen“ noch viel mehr Welten geben könnte als nur unseren eigenen Planeten. Und seien wir mal ehrlich: Auch wenn man auf der Erde immer noch viele Abenteuer erleben kann, ist es hier für Forscher und Entdecker ein bisschen langweilig geworden. Das Internet bringt uns jeden Winkel dieser Welt mit Webcams und Satellitenbildern fast schon live ins Wohnzimmer. Ein Vorstoß ins Unbekannte, in wirklich neue Welten – das wartet nur noch im Weltraum auf uns.

Leider müssen wir wohl noch eine Weile warten, bis die ersten bezahlbaren Raumflüge den Markt erobern. Deshalb fliege ich gern als blinder Passagier in SF-Büchern und –Filmen mit. Durch „Outcast“ hat sich mir zum ersten Mal die Möglichkeit geboten, selbst in ein Weltraumabenteuer zu steuern. Blinde Passagiere sind dabei herzlich willkommen! Spätestens als an Bord dieses Sträflingstransports die Meuterei ausbricht, fallen ein paar Leute mehr oder weniger ohnehin nicht mehr auf …

Denn das ist die zweite Komponente, die mich an Weltraumreisen immer wieder fasziniert: eine Truppe unterschiedlichster Menschen wird auf engem Raum zusammengepfercht. Dass da früher oder später die Fetzen, Kugeln oder Laserschüsse fliegen, ist vorprogrammiert. Um die Sache wieder in Ordnung zu bringen, braucht die Geschichte einen Helden. Im Fall von „Outcast“ wäre das Josh. Deshalb müsste ich jetzt eigentlich von Josh erzählen. Aber Josh hat ein Geheimnis, das ihr Leben bedroht, also schweige ich lieber über sie, und erzähle stattdessen von einem anderen Typ an Bord. Skrupellose, zwielichtige oder auch schräge Gestalten gibt es auf diesem Raumschiff schließlich genug.

Und schon sind wir bei Ace, der von den meisten Leuten allerdings Arschloch genannt wird. Nun könnte man es politisch unkorrekt finden, einen zynischen Rollstuhlfahrer Arschloch zu nennen, aber Ace sieht das pragmatisch. Wie man ins Kom hineinruft, so schallt es eben heraus. Eigentlich sollte ja alles ganz anders laufen. Ihm stand eine glänzende Zukunft als Kampfpilot bevor, bis der Unfall Beine und Hüfte zertrümmerte. Kein Problem im Justifiers-Universum des Jahres 3042? Klar. Wenn du reich bist. Dann kannst du dir den ganzen Körper durch kybernetische Implantate ersetzen lassen. Und wenn du nicht reich bist? Bezahlt vielleicht ein netter Konzern die Rechnung für dich. Im Gegenzug gehörst du dann ihm.

Darauf hatte Ace blöder Weise keine Lust. Hätte er es sich anders überlegt, wenn er gewusst hätte, dass ihn diese Entscheidung in eine Gefängniszelle bringen würde? Wahrscheinlich nicht. So ist er eben. Verbohrt bis in den Untergang.

Was mir an „Outcast“ am meisten Spaß gemacht hat, waren verbohrte Typen wie Ace, die sich nicht davon verbiegen lassen, dass man ihnen eine Waffe an den Kopf hält. „Vielleicht hab ich ja seit Jahren darauf gewartet, dass mir jemand den Gnadenschuss gibt?“, kann er dazu nur sagen. Und wo möchte man so einen Selbstmordkandidaten lieber sehen, als am Steuer eines Raumschiffs, das gerade von Aliens gejagt wird? Nachdem ich mit ihm geflogen bin, kann ich nur sagen: Ich würde jederzeit wieder einsteigen 🙂

 

%d Bloggern gefällt das: